„Der Tod und das Mädchen“, ein intensives Kammerspiel von Roman Polanski, konfrontiert den Zuschauer mit Fragen von Gerechtigkeit, Moral und Vergeltung. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ariel Dorfman und entführt uns in eine düstere Welt voller psychologischer Spannung und moralischer Konflikte.
Ein isolierter Schauplatz und ein ungebetener Gast
Die Handlung spielt in einem abgelegenen Haus in einem nicht näher benannten Land, das sich gerade von einer brutalen Diktatur erholt. Paulina Escobar (Sigourney Weaver), die unter dem Regime gefoltert wurde, lebt dort mit ihrem Mann Gerardo (Stuart Wilson), einem aufstrebenden Rechtsanwalt. Eines Nachts bleibt Gerardo mit einer Autopanne liegen, wird jedoch von einem Fremden, Dr. Roberto Miranda (Ben Kingsley), nach Hause gefahren. Diese Begegnung wird zu einem folgenschweren Ereignis.
Paulinas Verdacht
Als Paulina die Stimme von Dr. Miranda hört, erkennt sie ihn scheinbar als einen der Männer, die sie während ihrer Gefangenschaft gefoltert und vergewaltigt haben. Obwohl sie keine direkten Beweise hat, ist sie überzeugt, dass er einer ihrer Peiniger ist. In einem impulsiven Akt überwältigt sie ihn, bindet ihn fest und konfrontiert ihn mit ihren Anschuldigungen.
Ein moralisches Tribunal
Der Film entwickelt sich zu einem intensiven Dreiecksdrama. Paulina verlangt ein Geständnis, während Gerardo versucht, zwischen seiner Frau und Miranda zu vermitteln. Er versucht, rational zu handeln und das Rechtssystem zu respektieren, während Paulina auf persönliche Gerechtigkeit besteht. Miranda beteuert seine Unschuld und gibt an, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
Spannung und psychologische Tiefen
Die Dialoge zwischen den drei Figuren enthüllen die psychischen Narben der Folter und die Schwierigkeiten, mit den Nachwirkungen eines repressiven Regimes umzugehen. Während Paulina immer näher an die Wahrheit zu kommen scheint, bleibt unklar, ob Miranda tatsächlich schuldig ist oder ob sie ihre Traumata auf ihn projiziert. Die bedrückende Atmosphäre und die moralischen Dilemmata machen den Film zu einem intensiven psychologischen Kammerspiel.
Das ambivalente Ende
Der Film endet offen, ohne klare Antworten darauf, ob Miranda tatsächlich schuldig ist. Diese Ungewissheit zwingt die Zuschauer, sich mit den Themen von Gerechtigkeit, Trauma und Wahrheit auseinanderzusetzen. Es bleibt ein Gefühl von Unbehagen, das lange nach dem Abspann anhält.
Besetzung und Produktionsdaten
Hauptdarsteller:
- Sigourney Weaver als Paulina Escobar
- Ben Kingsley als Dr. Roberto Miranda
- Stuart Wilson als Gerardo Escobar
Produktionsdaten:
- Regisseur: Roman Polanski
- Drehbuch: Ariel Dorfman, Rafael Yglesias (basierend auf Dorfmans Theaterstück)
- Produzenten: Roman Polanski, Thom Mount, Josh Kramer
- Musik: Wojciech Kilar
- Kamera: Tonino Delli Colli
- Schnitt: Hervé de Luze
- Produktionsjahr: 1994
- Länge: 103 Minuten
- Genre: Psychologischer Thriller, Drama
- Produktionsfirma: Channel Four Films, Flach Film